Schüleraustausch – Schülerauslandsaufenthalt

13. Mrz 2009 | Familie & Freizeit

Seit Beginn des 21. Jahrhunderts gibt es einen neuen Trend für Schüler und Jugendliche im Alter von 15 bis 19 Jahren: Schüleraustausch in diverse Länder. Beim Schüleraustausch verlassen Schüler, die momentan im Heimatland die 11. oder 12. Jahrgangsstufe besuchen, ihr Heimatland, um in einem anderen Land für sechs Monate oder ein ganzes Jahr bei einer Gastfamilie aufgenommen zu werden.

junge-schule © Fotolia.com

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Obwohl im Namen des Konzeptes das Wort „Austausch“ enthalten ist, ist es für die Familie des im Ausland lebenden Zöglings nicht verpflichtend, ebenfalls einen Schüler oder eine Schülerin aus einem anderen Land bei sich aufzunehmen. Aufgrund dieses weit verbreiteten Missverständnisses wird heute von den Gesellschaften und Organisationen die Bezeichnung „Schülerauslandsaufenthalt“ bevorzugt. Außerdem gibt es viele weitere Gerüchte und falsche Vorurteile gegenüber dem Schüleraustausch:

So ist die Behauptung zum Beispiel vollkommen falsch, dass angeblich nur Gymnasialschüler mit hervorragenden Schulnoten an den Programmen teilnehmen können. Die Realität sieht hingegen so aus: Jeder Schüler und jede Schülerin hat genau die gleichen Chancen, mit einer Gesellschaft einen Schülerauslandsaufenthalt machen zu können! Die größten Organisationen, die Auslandsaufenthalte für Schüler aus Deutschland anbieten, sind AFS und YFU. Diese beiden Organisationen, die übrigens non-profit-Organisationen sind, größtenteils von ehemaligen und freiwilligen Austauschschülern geleitet werden, und keinen finanziellen Gewinn durch die Austauschschüler und -schülerinnen erwirtschaften, führen die Auslandsaufenthalte nur aufgrund von interkulturellen Beweggründen durch.

Sie wollen Schüler auf der ganzen Welt miteinander verbinden und so für Kommunikation zwischen den Nationen auf einer neuen Ebene sorgen. Aus diesem Grund werden die Bewerber nicht aufgrund von schulischen Leistungen, sondern vielmehr nach Kriterien der sozialen Kompetenz und der Motivation bewertet und ausgewählt. Dadurch soll gewährleistet werden, dass die Schüler sich in dem neuen Umfeld vor allem zu Beginn nicht vollkommen überfordert fühlen. Die ausgewählten Schüler werden dann bei weiteren Treffen durch ehemalige Austauschschüler auf das bevorstehende Jahr vorbereitet und durch Mitarbeiter betreut.

Bei den formellen Abläufen wie der Beantragung des Visums werden die Schüler stets von der Organisation unterstützt. Außerdem bekommt der Austauschschüler möglichst früh die Daten über die Gastfamilie mitgeteilt, sodass man in der Regel schon einige Wochen oder Monate vor Abreise Kontakt aufnehmen kann. Zusammen mit den restlichen Austauschschülern, die in das gleiche Land reisen, fliegt oder fährt man dann zum Abreisetermin los. Es gibt übrigens eine riesige Auswahl an Ländern, die an Austauschprogrammen mit Deutschland teilnehmen und im Gegenzug auch deutsche Schüler aufnehmen, weshalb momentan der Auslandsaufenthalt in mehr als 100 Ländern mit steigender Tendenz möglich ist. In den letzten Jahren waren die beliebtesten Austauschziele jedoch fast immer die USA, Kanada, Japan, Australien und Neuseeland.

Vor Ort empfinden die Austauschschüler die ersten Wochen meist als sehr anstrengend und herausfordernd. Hier kann es von entscheidendem Vorteil sein, mit einer non-profit-Organisation den Aufenthalt durchzuführen, da diese die Gastfamilien nicht für die Aufnahme eines Schülers oder einer Schülerin bezahlen, wodurch man sich sicher sein kann, dass die Gastfamilie auch wirklich Interesse daran hat, den Schüler in die Familie zu integrieren und diesem die Traditionen, die Kultur und die Sprache des Gastlandes zu vermitteln. Die Betreuung durch die Gastfamilie ist also besonders in den ersten Wochen sehr wichtig, nicht zuletzt wegen der Sprachbarriere.

Im Gastland geht der Austauschschüler im Gegensatz zu Sprachreisenschülern, die meist eine besondere Sprachschule besuchen, mit Schülern des Gastlandes auf eine ganz normale Schule. Während des Austauschjahres sollen die schulischen Leistungen jedoch eher im Hintergrund stehen, obwohl der Gastschüler trotzdem ein normales Zeugnis bekommt. Die Schule ist vielmehr die Kontaktmöglichkeit für den Austauschschüler zu den Jugendlichen des Gastlandes. Während am Anfang generell großes Interesse am Austauschschüler besteht, lässt diese Euphorie jedoch bereits nach einigen Wochen nach.

Nun liegt es am Austauschschüler, Kontakte zu knüpfen und richtige Freunde zu finden, was je nach Gastland und nach der Persönlichkeit des Schülers mehrere Monate dauern kann. Sobald der Schüler oder die Schülerin jedoch den Anschluss an eine Gruppe oder an Personen im Gastland gefunden hat, lebt sich der Schüler immer mehr ein und wird nicht mehr als Besonderheit angesehen. Im Laufe der Zeit entwickelt sich auch meist eine familiäre Beziehung zur Gastfamilie und die Barrieren verschwinden. Der Schüler wird vom Touristen zum Einheimischen.

Abgesehen vom Alltag im Gastland werden weiterhin von den meisten Austauschorganisationen diverse Treffen angeboten, bei denen sich die Schüler mit ihren Betreuern und anderen Austauschschülern austauschen können. Oftmals werden auch einige Rundreisen durch das Gastland von der Organisation in Zusammenarbeit mit örtlichen Reiseunternehmen angeboten. So können die Schüler und Schülerinnen mehr über ihr Gastland erfahren und sammeln eindrucksvolle Erinnerungen.

Zwischendurch bekommen die meisten Schüler für kurze Zeit Heimweh, was aufgrund der langen Abwesenheit von der Familie im Heimatland natürlich verständlich ist. In diesem Falle, sowie bei Problemen mit der Gastfamilie, stehen den Schülern Betreuer von der Organisation zur Verfügung, die meist ehemalige Austauschschüler sind und somit meist guten Rat wissen und sich in die Situation hineinversetzen können. So kommen die Schüler meist recht schnell mit den Problemen zurecht.

Falls es jedoch gravierende Probleme und unüberwindbare Differenzen zur Gastfamilie geben sollte, besteht immer die Möglichkeit, die Gastfamilie zu wechseln. Wenn die Betreuer der Organisation einsehen, dass es die beste Lösung ist, wird der Schüler an eine neue Gastfamilie vermittelt. Nichtsdestotrotz sollten sich die Schüler darüber im Klaren sein, dass sie Gäste im Land und in der Familie sind, und somit eine gewisse Toleranz gegenüber der Kultur der Gastfamilie haben sollten. Insgesamt kommt ein Familienwechsel sogar recht häufig vor: Etwa ein Drittel aller Austauschschüler wechseln die Familie während ihres Aufenthaltes, weshalb die Organisationen Erfahrung damit haben und ein Wechsel somit meist kein großes Problem darstellt.

Gegen Ende des Jahres fühlen die Schüler meist eine starke Verbundenheit zum Gastland: Sie haben sich dort soziale Kontakte aufgebaut, denken in der Fremdsprache und haben sich vollständig in der Familie eingelebt. Deshalb fällt es meist schwer, das Gastland, was inzwischen wahrscheinlich sehr ans Herz gewachsen ist, zu verlassen. Deshalb entscheiden sich viele Schüler, die ursprünglich nur sechs Monate bleiben wollten, dazu, ihren Aufenthalt um weitere sechs Monate auf ein komplettes Jahr zu verlängern.

Wenn die Schüler jedoch dann in ihr Heimatland zurückkehren, erleben sie oftmals ähnliche Schwierigkeiten wie zu Beginn des Aufenthaltes im Gastland: Die Sprache fällt einem schwer, man vermisst das gewohnte Umfeld und die Vorteile des Gastlandes. Daher entsteht bei den meisten Schülern schnell der Wunsch, bald wieder in das Gastland für einen Urlaub zu reisen.

Nach dem Austausch bleibt meist lebenslang eine tiefe Verbundenheit zum Gastland vorhanden. Einige wenige der ehemaligen Austauschschüler entscheiden sich sogar dazu, nach dem Studium oder nach der Ausbildung im Heimatland in das Gastland vollständig auszuwandern.

Die Teilnahme an einem Austauschprogramm bietet viele Vorteile: Der Schüler oder die Schülerin lernt nicht nur eine Fremdsprache nahezu perfekt, sondern die Schüler werden unglaublich selbständig und zuverlässig. Oft wird behauptet, dass ein Austauschjahr einen Jugendlichen etwa um fünf Jahre älter bezüglich der geistigen Reife werden lässt. Im späteren Berufsleben haben Austauschschüler auch mehrere Vorteile: Die Personen handeln sehr eigenverantwortlich, sind teamfähig und dennoch selbständig. Im Rahmen der Globalisierung sind außerdem Arbeitskräfte besonders gefragt, die normale Fremdsprachen besonders gut oder exotische Fremdsprachen beherrschen.

Für viele Personen stellt sich dem Wunsch eines Austausches am Anfang jedoch der Kostenfaktor in den Weg. Ein Austauschjahr kostet je nach Region, Sparsamkeit des Schülers, Aktivitäten vor Ort und der Organisation inklusive aller Nebenkosten etwa zwischen 5.000€ und 25.000€. Ein großer Teil der Kosten lässt sich jedoch meistens als Bildungsmaßnahme steuerlich absetzen. Außerdem gibt es viele Anbieter von Stipendien, die im Rahmen von Bildungsprogrammen oder Firmenimage-Förderungsprogrammen Teilstipendien anbieten. Sozial benachteiligte Jugendliche, deren Eltern kein ausreichendes Einkommen haben, um ihrem Kind einen Austausch zu ermöglichen, haben auch unter Umständen eine Chance auf ein Vollstipendium. Von den Stipendiaten wird dann meist erwartet, einige recht kurze Berichte während ihres Austauschjahres zu verfassen und an die Einrichtung zu senden, von der das Stipendium vergeben
wurde.

Auf jeden Fall ist den interessierten Schülern aus zwei verschiedenen Gründen der Auslandsaufenthalt mithilfe einer freiwilligen Organisation anzuraten: Zunächst kann man sich bei non-profit-Organisationen sicher sein, dass das Wohlbefinden der Schüler im Mittelpunkt steht, anstatt die Schüler als Geldquelle zu sehen. Außerdem sind die Preise bei einer non-profit-Organisation transparenter und günstiger. Während ein einjähirger Auslandsaufenthalt in Australien inklusive Vorbereitung, Vermittlung der Gastfamilie, Flug, Versicherungspaket, eventuell anfallender Schulgelder und Betreuung vor Ort etwa 8.000€ bei einem non-profit-Anbieter kostet, kann bei einem kommerziellen Anbieter der doppelte bis dreifache Preis veranschlagt werden. Ein gründlicher Preisvergleich zwischen den Anbietern ist also auf jeden Fall anzuraten. (CW)


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