Multipler Sklerose

31. Mai 2013 | Gesundheit

Rund 130.000 Menschen leben derzeit in Deutschland, die von Multipler Sklerose (MS) betroffen sind. Die meisten von ihnen gehen einem Beruf nach und sind gut in den Alltag integriert. Aber die Betroffenen müssen mit vielen Vorurteilen kämpfen – etwa, dass Multiple Sklerose eine tödliche Krankheit sei und die Patienten im Rollstuhl sitzen. Das ist aber nur bei wenigen Patienten der Fall.

autoimmunerkrankung © Fotolia.com

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Bei Multipler Sklerose handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Nervensystems, die häufig einen schubhaften Verlauf nimmt, aber ganz unterschiedliche Ausprägungen haben kann. Häufig wechseln sich beschwerdefreie Zeiten und heftige Krankheitszeiten ab. „Die Krankheit muss nicht offensichtlich sein. Deshalb nennt man sie auch die Krankheit der tausend Gesichter“, erklärt Eva Koch, Leiterin der MS-Projekte der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Kein Krankheitsverlauf würde dem anderen gleichen. Heilbar ist die Krankheit nicht, aber die Symptome sind mit Medikamenten, Gymnastik und anderen Maßnahmen gut zu lindern.

MS wird den sogenannten Autoimmunerkrankungen zugerechnet. Dabei lösen Abwehrzellen, die normalerweise Krankheitserreger bekämpfen, schwere Entzündungen in Hirn und Rückenmark aus. Deshalb fallen die betroffenen Nerven aus. Die Symptome der Patienten können so verschieden wie vielfältig sein. Sie reichen von Sehstörungen, Lähmungen, Schwindelanfällen und Muskelkrämpfen bis hin zu dauerhafter Müdigkeit, Konzentrationsschwächen oder Depressionen. „Das Spektrum der Krankheit ist breit, die Unvorhersehbarkeit auch“, so die Medizinerin Koch.

Zu zwei Dritteln Frauen betroffen
Die meisten MS-Patienten sind bei der Diagnose zwischen 20 und 40 Jahren alt, zwei Drittel von ihnen weiblich. Auch nach einer Erkrankung ist es In der Regel noch möglich, den Alltag aktiv zu gestalten und Kinder zu bekommen. Das Umfeld der Betroffenen sollte deshalb mit Verständnis reagieren – aber nicht mit übertriebenem Mitleid. Viele der MS-Patienten sind auch nach einer Erkrankung noch relativ belastbar, können an Ausflügen oder Freizeitaktivitäten teilnehmen.

Für das Berufsleben muss die Diagnose MS ebenfalls nicht das Aus bedeuten. Viele Patienten können noch über Jahrzehnte hinweg ihrem Job nachgehen, häufig sogar bis zum regulären Rentenalter. Zu vermeiden sind allerdings -je nach Krankheitsbild- Tätigkeiten, die mit einer hohen körperlichen Belastung verbunden sind, etwa viel Gehen und Stehen erfordern. Schicht- und Akkordarbeit sollten ebenfalls vermieden werden. Viele Arbeitgeber unterstützen die Beschäftigung von MS-Erkrankten durch die Einrichtung behindertengerechter Arbeitsplätze. Auskunft erteilen Krankenkassen, die Beratungsstellen der Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG externer Link), die Arbeitsagenturen oder Integrationsämter.

Für die finanzielle Vorsorge gibt es viele Möglichkeiten: Von einer Berufsunfähigkeitsversicherung, wenn man seinen ursprünglichen Job nicht mehr ausüben kann, über eine Pflegeversicherung bis hin zu einer Schwere-Krankheiten-Versicherung.

Multiple Sklerose (MS – Enzephalomyelitis disseminata)

Multiple Sklerose (abgekürzt MS, auch Enzephalomyelitis disseminata): Fortschreitende entzündliche Zerstörung der Markscheiden um die Fortsätze der Nervenzellen mit entsprechenden neurologischen Zeichen. Die Multiple Sklerose gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen und tritt erstmals überwiegend bei Menschen im Alter von 20 – 40 Jahren auf. Als Faustregel kann gelten: Je älter die Betroffenen bei Beginn der Krankheit sind, desto milder verläuft sie. Diese Regel hat jedoch Ausnahmen.

Die Anzeichen können sehr unterschiedlich sein, weil sie davon abhängen, in welcher Region des zentralen Nervensystems die Schäden entstehen. Beispiele für Multiple Sklerose sind:

Beeinträchtigung des Sehens: Ist häufig das erste Anzeichen für Multiple Sklerose. Der Sehnerv ist entzündet und die Patienten klagen über verschwommenes Sehen oder Doppelbilder.

Missempfindungen: Äußern sich in Kribbeln, als würden Ameisen über die Haut laufen, einem Pelzigkeitsgefühl oder einer verminderten Empfindungsfähigkeit gegenüber Temperatur- und Schmerzreizen

Lähmungen: Betreffen überwiegend die Beine. Die Patienten zeigen ein sehr typisches wackelndes, breitbeiniges, tappendes Gangbild. Im weiteren Verlauf kann die Bewegungsfähigkeit völlig verloren gehen

Sprachstörungen: Patienten können Worte nur undeutlich aussprechen

Veränderung der Stimmungslage: Die körperlichen Anzeichen verursachen eine gedrückte Stimmung, die gelegentlich auch zur Depression tendiert. Paradoxerweise reagieren viele Patienten mit Multiple Sklerose auch mit unangemessener Fröhlichkeit (Euphorie)

Verlauf der Erkrankung

Schubförmiger Verlauf: Die Patienten erleben eine Phase, in der sich die Krankheitszeichen massiv verstärken können. Dann folgt ein Zeitraum, in dem sich die Ausfälle teilweise oder komplett zurückbilden. Dem ersten Krankheitsschub muss nicht notwendigerweise ein weiterer folgen. Manche Patienten erleiden hingegen solche Schübe in regelmäßigen Abständen, so dass sich ihr Krankheitsbild zunehmend verschlechtert

Langsam fortschreitender Verlauf (chronisch progredient): Die Patienten erleiden keine Schübe, sondern eine allmähliche Zunahme der Krankheitszeichen. Dieser Verlauf ist besonders häufig, wenn die Krankheit in höherem Lebensalter beginnt.

Behandlung Multiple Sklerose

Multiple Sklerose ist nicht heilbar. Es stehen jedoch Medikamente zur Verfügung, die den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen. Dabei handelt es sich vor allem um entzündungshemmende Präparate, die den Zerstörungsprozess an den Nervenscheiden unterbrechen sollen. In der Phase nach einem Schub sind speziell zugeschnittene Krankengymnastik und Ergotherapie geeignet, noch vorhandene Fähigkeiten zu stärken. Auch Patienten mit fortschreitenden Verläufen profitieren von der physikalischen Therapie. Es ist wichtig, dass die Patienten sich nicht überanstrengen, weil dies zu einer Verschlechterung der Krankheitszeichen führen kann.

Pflegerische Maßnahmen Multiple Sklerose
Im Mittelpunkt der pflegerischen Maßnahmen steht die Assistenz bei der Verrichtung der täglichen Lebensaktivitäten. Wie bei allen chronischen Erkrankungen kommt der zugewandten Gesprächsführung eine erhebliche Bedeutung zu.

Weitere pflegerische Maßnahmen:

  • Ernährungsberatung: Übergewicht behindert die ohnehin eingeschränkte Beweglichkeit und sollte abgebaut werden. Obwohl die direkte Wirkung einer Diät auf die Krankheit nicht nachgewiesen ist, scheint einer Verminderung der Zufuhr tierischer Fette günstig zu sein
  • Beratung bei der Auswahl geeigneter Hilfsmittel. Da viele Patienten noch sehr jung sind, leben sie überwiegend im häuslichen Bereich. Ein höhenverstellbares Bett, rollstuhlgängiges Bad sowie spezielle Bestecke und Geschirre erleichtern die Selbstständigkeit
  • Vermittlung von Kontakten zu Selbsthilfegruppen

(M.Muffin) (VB)


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