Wiederkehrende Harnwegsinfektionen bei Hormonmangel

27. Mrz 2013 | Gesundheit

Etwa 40% aller Frauen leiden mindestens einmal im Leben unter einer Harnwegsinfektion. Harnwegsinfekte (Blasenentzündung, Zystitis) werden durch Bakterien verursacht, die in Harnröhre und Blase aufsteigen und zu typischen Symptomen, wie Brennen beim Wasserlassen, häufigem Harndrang und Schmerzen im Unterbauch führen.

harnwegsinfektion © Fotolia.com

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Rezidivierende (mehrfach wiederkehrende) Harnwegsinfektionen werden durch ein in seiner Funktion gestörtes Scheidenmilieu begünstigt. Ist nämlich die Vaginalflora gestört, können sich vermehrt krankmachende Keime in der Scheide ansiedeln, die in die Harnwege gelangen und dort Entzündungen auslösen. Auch aufgrund der Nähe von Darmausgang und Scheide sowie der kurzen Harnröhre kommt es bei Frauen häufiger zu Harnwegsinfektionen mit Darmbakterien (meist Escherichia coli) als beim Mann.

Üblicherweise wird ein akuter Harnwegsinfekt mit der Verabreichung von Antibiotika behandelt. Bei einem Teil der betroffenen Frauen treten Harnwegsinfektionen immer wieder auf, was wiederum zu häufigen Antibiotikaanwendungen führt. Nicht nur in den Wechseljahren sind Frauen davon betroffen. Auch bei Frauen, die ein niedrig dosiertes hormonelles Kontrazeptivum (z. B. Anti-Baby-Pille) anwenden, treten sie häufiger auf, da ein relativer Mangel an Östrogenen vorliegen kann. Die genauen Zusammenhänge werden im folgenden Abschnitt detailliert beschrieben.

Gesunde Scheidenhaut – Schutz vor Harnwegsinfektionen

In der Vagina gewährleistet ein komplizierter Regelkreis, dass sich das Scheidenmileu im ausbalancierten Zustand befindet und dadurch ausreichend Schutz vor Infektionen bietet. Ausgangspunkt ist das hormonabhängige Scheidenepithel (Epithel = Zellauskleidung der inneren und äußeren Körperoberflächen).

Östrogene stimulieren den Aufbau der Scheidenhaut. Die gesunde Vaginalhaut wird durch mehrere Schichten von Zellen gebildet und ist gut durchblutet, wodurch eine ausreichende Befeuchtung gewährleistet ist. Sie ist gegen äußerliche Einflüsse relativ widerstandsfähig. In der gesunden Vagina bilden sogenannte Laktobazillen Milchsäure und halten damit den Säuregehalt der Scheide hoch (niedriger pH-Wert).

Optimalerweise liegt der pH-Wert bei 3,5 bis 4,5. Krankmachende Keime (z. B. Darmbakterien) haben es unter diesen Bedingungen schwer sich zu vermehren – ein übermäßiges Wachstum schädlicher Keime wird verhindert und die Wahrscheinlichkeit, dass krankmachende Bakterien in Harnröhre und Blase gelangen, deutlich reduziert.

Eine intakte Scheidenhaut, die jedoch nur unter ausreichendem Östrogeneneinfluss erhalten werden kann und die physiologische Bakterienflora (sog. Döderleintlora) in der Scheide bilden einen natürlichen Schutzschild gegen schädliche Keime.

Harnwegsinfektionen und Östrogenmangel

In den Wechseljahren nimmt der natürliche Östrogengehalt aller Gewebe ab, weil die Eierstöcke (Ovarien) allmählich ihre Funktion einstellen. Bei Frauen, die mit niedrig dosierten kombinierten Kontrazeptiva verhüten, wird die körpereigene Östrogenproduktion unterdrückt. Das mit der Pille niedrig dosiert zugeführte Östrogen führt manchmal nicht zu ausreichenden Östrogenkonzentrationen im Bereich der Scheide und der unteren Harnwege, um die regenerativen Prozesse ausreichend aufrechtzuerhalten.

Im Bereich des Beckenbodens, der unteren Harnwege und der Scheide befinden sich besonders viele Zellen, die Rezeptoren für Östrogene besitzen. Als Botenstoff aktiviert Östrogen diese Rezeptoren, wodurch die Regeneration und Zellerneuerung stimuliert wird.

Oft schon zu Beginn der Wechseljahre wird die Scheidenhaut aufgrund des Östrogenabfalls dünner. Die Durchblutung wird vermindert und damit die Befeuchtung der Scheidenwand reduziert. Die dünne und trockene Scheidenhaut neigt zu Mikrorissen mit Beschwerden wie Brennen und Juckreiz, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und z. T. auch mechanisch bedingten leichten Blutungen. In Folge der beschriebenen Veränderungen der Vaginalhaut geht deren Stärkegehalt und damit die Zahl der Laktobazillen deutlich zurück. Der Säuregehalt in der Scheide nimmt ab und potentiell krankmachende Keime (z. B. Darmbakterien) können sich leichter vermehren.

Lokale Therapie

Mit der vaginalen Anwendung des Östrogens Estriol, dem natürlichen Abbauprodukt des körpereigenen Hauptöstrogens (Follikelhormon) in Form von Vaginalzäpfchen oder Vaginalcreme kann der Östrogenmangel in der Scheide und ihrer Umgebung ausgeglichen werden. Das dünner gewordene Vaginalepithel regeneriert sich wieder, Zell lagen werden erneuert. Es bieten sich wieder die nötigen Voraussetzungen für die Vermehrung von Laktobazillen (Döderlein-Bakterien), die dafür sorgen, dass sich ein natürliches Gleichgewicht und gesundes Scheidenmilieu einstellen kann. Der Säuregehalt steigt an, wodurch die Besiedelung mit krankmachenden Keimen erschwert wird.

(Autor: M. Muffin)


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