Besonderheiten während der Schwangerschaft

23. Mrz 2013 | Gesundheit

Es gibt kaum eine Schwangere, die während der Schwangerschaft keine Beschwerden hat. Häufig wechseln die Beschwerden bei verschiedenen Schwangerschaften: Stand bei der ersten Schwangerschaft die Übelkeit im Vordergrund, sind es bei der nächsten Schwangerschaft Rückenschmerzen oder Wassereinlagerungen.

besonderheiten-schwangerschaft © Fotolia.com

besonderheiten-schwangerschaft © Fotolia.com

Wichtig ist es zu wissen, dass diese Veränderungen normal sind. Die mit der Schwangerschaft verbundenen Veränderungen, auf die bereits oben eingegangen wurde, sind vielfältig und unterliegen einer sehr komplexen Regulierung. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass diese Anpassungen auch von der Schwangeren wahrgenommen werden. Im Folgenden werden die häufigsten Beschwerden, Erkrankungen und Infektionen erklärt und Therapieempfehlungen gegeben.

Beschwerden in der Schwangerschaft

Zähne
Die Mundschleimhaut ist in der Schwangerschaft wesentlich empfindlicher und damit auch für Entzündungen empfänglicher. Aus diesem Grund wird heutzutage eine zweimalige Vorstellung jeder Schwangeren beim Zahnarzt empfohlen, bevorzugt im ersten und im letzten Schwangerschaftsdrittel. Zudem gibt es Studien, die ein häufigeres Auftreten von Frühgeburten bei Schwangeren mit schweren Zahnfleischentzündungen nachweisen. Entsprechende zahnärztliche Untersuchungen sollten im zahnärztlichen Kinderpass dokumentiert werden, den viele Zahnärzte verwenden. Das früher gängige Sprichwort "Für jedes Kind einen Zahn" gilt heute als überholt.

Brustspannen
Brustspannen ist gar nicht so selten eines der ersten Symptome einer Schwangerschaft. Auch während der Schwangerschaft kann das Spannungsgefühl zunehmen. Die Milchdrüsen bereiten sich schon auf die spätere Milchproduktion vor, was zu einer Hautdehnung mit Spannungsgefühl führt. Die Brüste nehmen an Größe zu. Vor allem Frauen mit eher kleineren Brüsten haben darunter stark zu leiden. Bei einigen Schwangeren kommt es bereits in den ersten Monaten zu einer Milchproduktion. Dies ist nicht schlimm, hilfreich sind dann Stilleinlagen.

Sodbrennen
Sodbrennen ist ebenfalls ein sehr häufiges Problem Schwangerer. Die Schwangerschaftshormone führen zu einer Übersäuerung des Magens. Zur Vermeidung dieser Übersäuerung helfen die folgenden Regeln:

  • kleine Mahlzeiten
  • leicht verdauliche Kost
  • wenig Gewürze
  • Verzicht auf Süßigkeiten, Kaffee, Tee und Nikotin sowie Fruchtsäfte
  • Verdauungsspaziergang

Tritt das Sodbrennen weiter auf, können als Hausmittel ein Glas Milch oder der Konsum von drei bis vier Mandeln verwendet werden. Gegen morgendliches Sodbrennen hilft trockenes Brot. Weitere Hausmittel sind Senf, warmes Wasser, Kartoffeln, rohe Karotten, Fencheltee und für hartnäckige Fälle säurebindende Medikamente, die im Allgemeinen gut eingesetzt werden können, da sie nur lokal, d.h. im Verdauungstrakt wirken.

Übelkeit
Die morgendliche Übelkeit tritt nahezu bei allen Schwangeren während des ersten Trimesters mehr oder weniger ausgeprägt auf. Nicht umsonst wird sie auch zu den "unsicheren Schwangerschaftszeichen" gezählt. Anders sieht es aus, wenn die Übelkeit sehr stark ausgeprägt ist oder sogar mit häufigem Erbrechen einhergeht. In diesem Fall spricht man von einer sogenannten "Hyperemesis gravidarum", dem "Schwangerschaftserbrechen".

Schwangere mit Hyperemesis haben durch die ständige Übelkeit, die häufig auch zum Erbrechen führt, einen ausgeprägten Leidensdruck. Da es beim Erbrechen auch zur Schädigung der Zähne kommen kann, sollten Schwangere mit Hyperemesis unbedingt an den empfohlenen zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen. Glücklicherweise endet das Schwangerschaftserbrechen zumeist nach dem ersten Schwangerschaftsdrittel, d.h. nach der 12. Schwangerschaftswoche.

Aber diese Zeit kann natürlich auch sehr lang erscheinen. Hier ist es wichtig, einen guten Lösungsweg zu finden. Es gibt verschiedene Präparate, die gegen das Schwangerschaftserbrechen eingesetzt werden. Aus eigenen klinischen Erfahrungen und derzeitigen Studien ist das nachfolgende Stufenschema zu empfehlen. Nach dem heutigen Stand haben die genannten Medikamente keine negativen Auswirkungen auf die Schwangerschaft, sind aber nicht zur Anwendung in der Schwangerschaft zugelassen:

  • Anpassung der Ernährung, kleine Mahlzeiten, erste Mahlzeit (z. B. Knäckebrot) morgens vor dem Aufstehen.
  • Akupressur (z B. mit Akupressurband)
  • Vitaminpräparate: Die Vitamine B1 und B6 (evtl, auch Bd mildern die Symptomatik. Eingesetzt werden kann beispielsweise Nausema®, das speziell für diesen Zweck konzipiert wurde.
  • Ingwer: entweder als Ingwertee (Ingwer mit Wasser überbrühen) oder in Form von Kapseln, beispielsweise 4 x 1 Kapsel täglich Nur nach Rücksprache mit der Ärztin/dem Arzt
  • Metoclopramid: beispielsweise MCP-Tropfen ratiopharm® 2 bis 3 x 20 Tropfen.
  • Meclozin (Handelsname Peremesin=): 2 bis 4 Dragees über den Tag verteilt. Achtung, das Medikament kann müde machen!
  • In sehr seltenen Fällen muss die Schwangere, z.B. wenn ihr Kreislauf instabil ist oder sie sehr stark an Gewicht abgenommen hat, stationär behandelt werden – mit einer Infusionstherapie gegen die Übelkeit (dann mit Medikamenten) bzw. zur Flüssigkeitsgabe.

Verstopfung
Die Schwangerschaftshormone führen zu einer Ruhigstellung des Darmes, was die Ursache für die bei Schwangeren häufig auftretende Verstopfung ist. Um diese zu verhindern, ist es daher äußerst wichtig, dass Schwangere viel Flüssigkeit zu sich nehmen, am besten 2-3 I täglich. Die zusätzliche Aufnahme von Ballaststoffen ist nur bei gleichzeitiger weiterer Flüssigkeitsaufnahme hilfreich, andernfalls können Ballaststoffe die Verstopfung verstärken. Günstig zur Vorbeugung sind ebenfalls ausreichende Bewegung sowie der Verzehr von Obst, Gemüse und Milchprodukten wie Joghurt und Buttermilch.

Medikamente sollten nur im Notfall eingesetzt werden. Bei hartnäckiger Verstopfung hilft manchmal 1 Esslöffel Obstessig in einem Glas Wasser. Besonders unangenehm kann die Kombination von Hämorrhoiden und Verstopfung in der Schwangerschaft sein. Hier sollte die Schwangere vorbeugend darauf achten, dass der Stuhlgang möglichst weich bleibt. Wie vorher beschrieben ist v.a. die ausreichende Flüssigkeitszufuhr entscheidend. Ein anderes Hausmittel ist die Beimengung von täglich 1 TL Leinsamen z.B. in einen Joghurt.

Intimpflege
Während der Schwangerschaft kann es zu einer vermehrten Flüssigkeitsabsonderung aus der Scheide kommen. Dies ist völlig normal und kein Grund zur Beunruhigung. Viele Frauen haben in dieser Zeit ein Bedürfnis nach einer besonders milden und zugleich gründlichen Reinigung des Intimbereichs. Inzwischen bieten einige Firmen speziell auf den äußeren Intimbereich abgestimmte Waschlotionen an, die auch für die Schwangerschaft bestens geeignet sind (z. B. Vagisan® Intimwaschlotion). Keineswegs sollten hautreizende Duschgele verwendet werden.

Wassereinlagerungen
Zunehmende Wassereinlagerungen in den Beinen und Armen (sogenannte Ödeme) sind in der Schwangerschaft normal, insbesondere in den heißen Sommermonaten. Gegen diese Einlagerungen, die zumeist in den Beinen und Knöcheln auftreten, hilft ein regelmäßiger Wechsel zwischen Bewegung und Hochlagern der Beine. Auch Stützstrümpfe können etwas Linderung verschaffen, sie sollten sogar genommen werden, wenn gleichzeitig Krampfadern an den Beinen vorliegen. Einigen Schwangeren hilft ein "Apfel-Reis-Tag", dessen Wirksamkeit aber in Studien bisher nicht bestätigt werden konnte. Lediglich im Zusammenhang mit gleichzeitig erhöhten Blutdruckwerten ist an die sogenannte Schwangerschaftsvergiftung zu denken.

Krampfadern
Die Schwangerschaftshormone führen zu einer Erweiterung der Blutgefäße, insbesondere der Venen. Leider kann sich dies in der Zunahme von Krampfadern ("Varizen") äußern. Individuell angepasste Stützstrümpfe können Abhilfe verschaffen. Einige Hautärzte meinen, dass grundsätzlich alle Schwangeren diese Strümpfe tragen sollten. Vom Tragen der fertigen "Einheitsware" ist eher abzuraten, da diese häufig nicht richtig sitzt und dann sogar die Probleme verstärken kann. Bei sehr ausgeprägten Krampfadern sollten Sie Ihren Arzt fragen, ob die Gabe von durchblutungsfördernden Medikamenten sinnvoll ist, um einer Blutgerinnselbildung vorzubeugen.

Muskelkrämpfe
Nicht selten treten in der Schwangerschaft erstmalig Muskelkrämpfe auf. Hiergegen helfen Magnesiumpräparate recht gut.

Rückenschmerzen
Die gewebeauflockernde Wirkung der Schwangerschaftshormone kann leider auch die Wirbelsäulenmuskulatur und die Knorpel betreffen. Daher und wegen der erhöhten Gewichtsbelastung haben einige Schwangere zum Teil enorme Probleme mit dem Rücken. Hier helfen im Allgemeinen nur lokale Maßnahmen, beispielsweise Wärmeanwendung, körperliche Schonung und eine harte Matratze. Viele Frauen empfinden auch Schwimmen und Wassergymnastik als angenehm und lindernd. Sofern die Rückenschmerzen mit einem Kribbeln oder Gefühlsstörungen in den Armen oder Beinen verbunden sind, sollten Sie unbedingt Ihren Arzt aufsuchen.

Trockene Haut
Die Haut der Schwangeren neigt zum Austrocknen, weshalb sie regelmäßig mit feuchtigkeitsspendenden Lotionen eingecremt werden sollte. Achten Sie aber darauf, vor Ultraschalluntersuchungen 2-3 Tage auf das Eincremen zu verzichten, da die Creme die Ultraschalluntersuchung stört.

Schwangerschaftsstreifen
Schwangerschaftsstreifen können im Bauchbereich durch eine Überdehnung des Gewebes entstehen. Eine Veranlagung spielt bei der Entstehung auch eine Rolle. Durch lokale Hautpflege mit Massage, Bürsten, Cremes/Ölen (Frei® MassageÖI für Schwangere) und Wechselduschen kann die Hautdurchblutung gefördert und das Auftreten verhindert oder gemildert werden. Zur Unterstützung stehen viele kosmetische Produkte zu Verfügung.

Schlafstörungen
Schlafstörungen in der Schwangerschaft, besonders zum Ende hin, sind sehr häufig. Neben den mechanischen Problemen wegen des immer größer werdenden Bauches treten auch häufig Alpträume auf. Man weiß nicht mehr wie man noch liegen sott: Man kann weder gut auf dem Bauch noch auf dem Rücken liegen, möglicherweise schmerzt auch das Steißbein. Hier kann die Frau sich unter Umständen Linderung verschaffen, in der Sie ihren Oberkörper hochlagert oder ihre Lage mit einem Kissen unterstützt. Zusätzlich nehmen Ein- und Durchschlafstörungen zu. Gerade nachts treten Ängste auf. die sich auf die Geburt oder au das Leben mit einem Kind beziehen. Die Schwangere fragt sich, ob alles ausreichend vorbereitet und organisiert ist. Besprechen Sie ihre Sorgen mit einer Vertrauensperson und versuchen Sie sich in der Nacht abzulenken und die Ruhe positiv zu nutzen. Lesen Sie etwas Schönes, hören Sie Musik und versuchen Sie, diese besondere Zeit positiv wahrzunehmen und zu genießen.

Sexualität
Es spricht in einer unkomplizierten Schwangerschaft nichts dagegen, mit dem Partner zu schlafen. Verschiedene Studien konnten kein Risiko für die Schwangerschaft durch Geschlechtsverkehr zeigen. Schwangere mit vorzeitigen Wehen, Blutungen oder einer Einnistungsstörung des Mutterkuchens (Placenta praevia) sollten sexuell nicht aktiv bzw. eher zurückhaltend sein und dieses Thema mit ihrem Frauenarzt besprechen. Vielleicht stelle aber auch Sie wie nahezu alle anderen Schwangeren fest. dass sich in ihrer sexuellen Beziehung etwas verändert. Manche Schwangere haben ein verstärktes Bedürfnis nach Sexualität, andere wieder – haben in der Schwangerschaft weniger Lust. Auch die werdenden Väter sind davon betroffen, was gerade bei gegensätzlichen Bedürfnissen die Sache manchmal etwas kompliziert werden lässt. Versuchen Sie Ihre Bedürfnisse offen zu besprechen und damit umzugehen. Bei allen Schwangeren besteht eigentlich ein höheres Verlangen nach Zuwendung und Zärtlichkeit.

Erkrankungen in der Schwangerschaft

Während einiger Schwangerschaften kann es zu einem Juckreiz am ganzen Körper kommen, der durch einen verlangsamten Abbau der Schwangerschaftshormone in der Leber der Schwangeren hervorgerufen wird. Besprechen Sie das weitere Vorgehen mit Ihrem Arzt.

Juckreiz
Er wird die Diagnose durch eine Blutentnahme klären und Ihnen eventuell entsprechende Medikamente geben. Sie selbst können kalt-warme Wechselduschen ausprobieren, die manchmal helfen. Nach der Geburt klingen diese Beschwerden dann schnell wieder ab.

Haarausfall
Sehr selten tritt in der Schwangerschaft ein zunehmender Haarausfall auf. Die Ursache hierfür ist unbekannt. Zumeist kommt es in der Schwangerschaft eher zu einer Verringerung des natürlichen Haarausfalls, der 50 bis 100 Haare am Tag umfassen kann. Nach der Geburt tritt dann ein vermeintlicher Haarausfall auf, der aber lediglich dafür sorgt, dass sich die Anzahl der in der Schwangerschaft zusätzlich gebildeten Haare wieder normalisiert.

Pilzinfektion
Das Immunsystem der Schwangeren ist durch die Schwangerschaft geschwächt. Daher kommt es nicht selten zur Ausbreitung ansonsten völlig unschädlicher Infektionen, beispielsweise dem Scheidenpilz. Dieser macht sich durch einen unangenehmen Juckreiz, eine gerötete Schleimhaut und einen typischen krümeligen, weißen Ausfluss bemerkbar. Dieser lässt sich im Allgemeinen problemlos und lokal mit Scheidenzäpfchen behandeln. Während der ersten 12 Schwangerschaftswochen sollte bevorzugt der Wirkstoff Nystatin (z. B. in Moronal) eingesetzt werden, zu späterem Zeitpunkt oder in schwereren Fällen können auch Clotrimazol-haltige Präparate (z. B. Canesten, Canifug®) zum Einsatz kommen.

Hämorrhoiden
Die Schwangerschaftshormone führen zu einer Auflockerung des Gewebes, auch der Blutgefäße. Das führt dazu, dass viele Schwangere mit einer entsprechenden Veranlagung in der Schwangerschaft Hämorrhoiden bekommen. Zumeist genügt eine lokale Therapie mit einer entsprechenden Salbe. Nach der Geburt bilden sich die Hämorrhoiden im Allgemeinen wieder zurück, nur in sehr seltenen Fällen ist ein chirurgischer Eingriff notwendig.

Verstopfung der Nase
Sehr viele Schwangere leiden unter einer sogenannten Schwangerschafts-Rhinopathie, die sich durch eine Verstopfung der Nase äußert. Vermutlich unter dem Einfluss der Schwangerschaftshormone kommt es zu einer Anschwellung der Schleimhaut und damit zu einer Behinderung der Nasenatmung. Die unbedenklichste Maßnahme ist das Eintropfen oder -sprühen von 0,9 NaCI-Lösung, die die Nasenschleimhaut wieder anfeuchtet. Eventuell können zusätzlich Dexpanthenol-haltige Nasensprays (z. B. NasiCur®) angewendet werden. Sofern die Symptomatik nachts am stärksten ist, lohnt der Versuch, mittels spezieller Nasenpflaster die Nasenklappen weiter zu stellen. Der Einsatz von handelsüblichen »abschwellenden Nasentropfen« sollte nur kurzzeitig erfolgen, insbesondere, da sonst ein Gewöhnungseffekt auftritt.

Infektionen in der Schwangerschaft

Schwangerschaft – Gruppe-B-Streptokokken
Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Schwangerschaft. Ihr Frauenarzt wird alles tun, damit sie ohne Zwischenfälle verläuft. In diesem Sinne möchte man Sie auf eine denkbare Komplikation aufmerksam machen: eine Erkrankung, die seit den 1970er Jahren bekannt ist und durch Gruppe-B-Streptokokken ausgelöst wird.

Bestimmte Bakterien der B-Streptokokken-Gruppe (Streptococcus agalacticae) können lebensbedrohende Infektionen bei Neugeborenen verursachen. Die Frühform dieser Erkrankung tritt in den ersten Tagen nach der Geburt auf und kann zu schweren Krankheitsformen wie Blutvergiftung, Lungenentzündung und Hirnhautentzündung führen. Das Neugeborene muss dann antibiotisch behandelt werden. Trotz ausreichender Behandlung kann es aber in etwa 20 Prozent der Fälle zu Folgeschäden kommen.

Vorsorge hilft! Da eine B-Streptokokken-Besiedlung des Muttermundes nicht verhindert werden kann, kommt der rechtzeitigen Diagnostik eine zentrale Bedeutung zu. Wichtig zu wissen ist, ob diese Keime vorhanden sind. Durch breit angelegte Untersuchungen in den USA konnte nachgewiesen werden, dass eine kurz vor bzw. während der Geburt auftretende Infektion durch gezielte Präventionsmaßnahmen verhindert werden kann. Konkret bedeutet das: Falls bei der Mutter B-Streptokokken nachgewiesen werden, kann die Frühform der Neugeboreneninfektion durch eine Antibiotikagabe während der Geburt größtenteils verhindert werden.

Infektion Schwangerschaft: Gruppe B-Streptokokken
Bei ca. 4-18% aller Frauen im gebärfähigen Alter ist eine dauerhafte oder vorübergehende Besiedelung der Scheide (Vagina) und/oder des Darmausganges (Rektum) mit Gruppe B-Streptokokken nachweisbar. Diese Besiedelung ist für die betroffenen Frauen normalerweise harmlos und macht keine Beschwerden.

Folgen: Ein schwerwiegendes Problem können diese Keime aber für das Neugeborene darstellen, wenn es durch ein Aufsteigen der Keime in die Gebärmutter nach vorzeitigem Blasensprung oder während des natürlichen Geburtsvorganges infiziert wird. Vor allem Kinder mit einem niedrigen Geburtsgewicht haben ein erhöhtes Risiko für eine Infektion. Statistisch erkranken 1-2% der Kinder einer mit B-Streptokokken infizierten Mutter.

Gruppe B-Streptokokken können zu schweren Infektionen beim Neugeborenen führen (Lungenentzündung, Hirnhautentzündung u.a.).

Was sind die Erreger?
B-Streptokokken sind Bakterien, die bei jeder vierten gesunden Schwangeren in der Scheide oder im Darm vorkommen. Die Krankheitserreger gehören zu der Gruppe der Kettenkokken und verursachen bei der Schwangeren in der Regel keine Beschwerden. Bei einem Neugeborenen können sie jedoch zu schweren Infektionen führen. Aus diesen Gründen hat die Fachgesellschaft der Deutschen Gynäkologen Empfehlungen zur Vorbeugung gegeben.

Keine Kassenleistung ?
Leider ist diese Untersuchung keine Kassenleistung. Obwohl sie in den USA als Standard gilt, ist sie in Deutschland im normalen Vorsorgeprogramm während der Schwangerschaft nicht enthalten. Bei Interesse an dieser Untersuchung müssen Sie die Kosten deshalb selbst tragen.

Behandlung: Durch eine Antibiotikaprophylaxe bei der Mutter unmittelbar vor und bis zur Geburt kann das Kind wirksam vor einer Infektion mit diesen Bakterien geschützt werden.

Empfehlung: Um eine Antibiotika-Prophylaxe sinnvoll einzusetzen, sollte bekannt sein, ob Sie als Schwangere mit Gruppe-B-Streptokokken besiedelt sind oder nicht. Deshalb ist eine Untersuchung auf Gruppe-B-Streptokokken in der 35. bis 37. Schwangerschaftswoche dringend zu empfehlen.

Mit einem Tupfer wird ein Abstrich vom unteren Teil der Scheide und vom Darmausgang abgenommen und in einem Transportmedium in das mikrobiologische Labor zur Untersuchung geschickt. Nach 1 bis 3 Tagen liegt das Ergebnis vor. Um besonders schnell Ergebnisse zu erhalten, steht ein hochsensitiver molekularbiologischer Test zur Verfügung (peR).

Es erscheint deshalb sinnvoll, eine Besiedelung der Mutter mit Gruppe B-Streptokokken vorab zu klären. Dies kann durch eine Abstrichuntersuchung wenige Wochen vor der Geburt, z.B. in der 37./38. Schwangerschaftswoche, erfolgen. Bei drohender Frühgeburt kann auch eine frühere Untersuchung sinnvoll sein.

Empfehlenswerte Laboruntersuchungen: B-Streptokokken

 

Infektion Schwangerschaft: Cytomegalie-Virus (CMV)
Die häufigste Ursache für Infektionen im Mutterleib mit kindlichen Schädigungen ist das humane Cytomegalie-Virus. Rund 40 der deutschen Frauen im gebärfähigen Alter haben die Infektion noch nicht erworben, so dass sie vor einer Erstinfektion in der Schwangerschaft nicht geschützt sind. Ca. 1-4 dieser ungeschützten Schwangeren infizieren sich und etwa 10 der im Mutterleib infizierten Kinder zeigen bei der Geburt Auffälligkeiten.

Folgen: Für die Mutter ist die CMV-Infektion meist harmlos. Sie verläuft wie eine milde Grippe und wird daher oft nicht erkannt. Auffällig werden nur massive Infektionen, die beim Fötus im Ultraschall sichtbar werden. Kommt es in den ersten sechs Monaten der Schwangerschaft zu einer Infektion, so kann sie zu schweren Fehlbildungen, geistigen Behinderungen und Spätfolgen beim Kind führen. Bei ca. 10-15 der infizierten und bei Geburt zunächst asymptomatischen Kinder sind Spätfolgen wie Hörverluste, Sehbeeinträchtigung (Netzhautentzündung), Wachstumsstörungen des Gehirns mit einer Verzögerung der geistigen und motorischen Entwicklung zu erwarten.

Ansteckung: Hauptansteckungsquellen sind der Intimkontakt mit einem Cytomegalie-infizierten Partner (Speichel und Genitalsekrete) sowie virushaltiger Speichel und Urin von symptomlosen Säuglingen und Kleinkindern.

Eine Untersuchung der Immunität gegenüber CMV (IgG- und IgM-Nachweis) sollte in der Frühschwangerschaft erfolgen. Sollten keine Antikörper nachweisbar sein, ist eine weitere Kontrolluntersuchung in der 20. bis 24. Schwangerschaftswoche empfehlenswert.

Empfehlenswerte Laboruntersuchungen: Cytomegalie-IgG/M-Ak

 

Infektion Schwangerschaft: Parvovirus 819 (Ringelröteln)
Patientinnen, die die Infektion bereits durchgemacht haben (ca. 60 %), sind vor einer erneuten Erkrankung geschützt. Bei einer Erstinfektion der Mutter während der Schwangerschaft liegt das Erkrankungsrisiko für das ungeborene Kind bei etwa 8-10 % und ist am größten bei Infektionen zwischen der 9. und 20. Schwangerschaftswoche.

Komplikationen für das ungeborene Kind treten meist 4 bis 6 Wochen nach Infektionsbeginn auf.

Folgen: Bei nicht geschützten Schwangeren besteht bei einer Erstinfektion ein erhöhtes Risiko für ausgeprägte Blutarmut und Wassersucht, die ohne Blutaustausch zum Absterben der Frucht führen kann.

Ansteckung: Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion bei direktem Kontakt, aber auch durch verunreinigte Hände und in seltenen Fällen durch infizierte Blutprodukte.

Die Ansteckungsfähigkeit ist in den ersten vier bis zehn Tagen nach der Infektion am größten, mit Beginn des Hautausschlags besteht praktisch keine Ansteckungsgefahr mehr.

Es ist sinnvoll, die Immunität zu Beginn der Schwangerschaft zu überprüfen. So kann im Falle einer möglichen Erstinfektion während der Schwangerschaft diese rechtzeitig erkannt und eine eventuell auftretende fetale Blutarmut frühzeitig therapiert werden.

Empfehlenswerte Laboruntersuchungen: Impftiter; Parvovirus-Ak

 

Infektion Schwangerschaft: Toxoplasmose
Die Toxoplasmose ist eine Erkrankung, die auf dem Lande wie in der Stadt vorkommen kann. Es handelt sich um eine Infektion mit dem mikroskopisch kleinen Parasiten Toxoplasma gondii. Dieser kann zum Beispiel durch Katzen, ungenügend gegartes Fleisch und bei der Gartenarbeit übertragen werden.

Die Toxoplasmose ist eine Erkrankung, die auf dem Lande wie in der Stadt vorkommen kann. Es handelt sich um eine Infektion mit dem mikroskopisch kleinen Parasiten Toxoplasma gondii. Dieser kann zum Beispiel durch Katzen, ungenügend gegartes Fleisch und bei der Gartenarbeit übertragen werden.

Was ist Toxoplasmose?
Infiziert sich eine Frau während der Schwangerschaft zum ersten Mal mit diesem Erreger, kann es zu schweren Folgen für das ungeborene Kind kommen, von Organschädigungen bis hin zu Fehl- oder Totgeburt.

Die Gefahr: Meistens verläuft die Infektion unerkannt. Es können jedoch folgende Symptome auftreten: Lymphknotenschwellungen (meistens im Halsbereich, Fieber, Kopfschmerzen und allgemeine Abgeschlagenheit). Gehen Sie bei Lymphknotenschwellungen oder grippeähnlichen Beschwerden daher zur Abklärung der Symptome zu Ihrem Arzt.

Der Toxoplasmose-Test kann Ihnen 3 mögliche Ergebnisse liefern

  • Sie sind früher schon einmal in Kontakt mit dem Erreger gekommen:
    Es ist keine weitere Untersuchung notwendig, da Sie wahrscheinlich schützende Antikörper haben, die auch Ihr Kind vor Schäden bewahren.
  • Sie sind bisher noch nicht in Kontakt mit dem Erreger gekommen:
    Es ist empfehlenswert, diese Untersuchung während der Schwangerschaft alle 8-12 Wochen zu wiederholen, auch wenn Sie keine Beschwerden haben. Das Risiko für eine Schädigung des Kindes nimmt bis zum Ende der Schwangerschaft zu. Bitte beachten Sie in jedem Fall die vorbeugenden Empfehlungen auf der rechten Seite.
  • Sie sind mit dem Toxoplasmose-Erreger frisch infiziert:
    Es ist ratsam, eine antibiotische Behandlung durchzuführen, um das Risiko für eine Schädigung des Kindes zu minimieren.

Diesen Test kann der Arzt veranlassen. Da die Infektionswege bekannt sind, können Sie durch besondere Verhaltensweisen der Ansteckung mit Toxoplasmose vorbeugen:

  • Kein rohes Fleisch essen (rohes Hack, Beef, Tartar, blutiges Steak)
  • Bei der Verarbeitung von rohem Fleisch nicht mit ungewaschenen Händen an Mund oder Augen greifen
  • Obst, rohes Gemüse und Salat vor dem Essen gut abwaschen
  • Bei der Gartenarbeit Handschuhe tragen und anschließend gut die Hände waschen
  • Leben frei laufende Katzen im Haushalt, sollte das Katzenklo täglich von einer anderen Person mit heißem Wasser (über 70°C) gesäubert
    werden. Katzen, die nur in der Wohnung leben, können sich nicht infizieren. Man sollte aber folgende Punkte beachten: Die Katzen dürfen
    die Wohnung weiterhin nicht verlassen, nur Dosen- oder Trockenfutter verwenden und die Reinigung des Katzenklos wie beschrieben von
    einer anderen Person durchführen lassen.

Empfehlenswerte Laboruntersuchungen: Toxoplasmose-Suchtest

 

Infektion Schwangerschaft: Varizella zoster Virus (VZV) – Windpocken
In Deutschland verfügen etwa 97% der Frauen im gebärfähigen Alter über Antikörper gegen VZV und sind vor Varizellen geschützt. Trotzdem werden in der Bundesrepublik jährlich noch rund 25.000 Frauen ungeschützt vor Varizellen und deren Komplikationen schwanger.

Folgen: Windpocken können schwere Folgen für die Mutter und das Kind haben. Varizellen in den ersten beiden Trimestern der Schwangerschaft werden auf jedes 4. Kind übertragen, was bei 3 -8 % das Absterben der Frucht, bei 1- 2% ein fetales Varizellensyndrom (Haut- und Gliedmaßenschädigungen, neurologische Störungen u.a.) verursacht. Infiziert sich die Mutter in den letzten drei Schwangerschaftswochen, können beim Säugling in den ersten zwölf Lebenstagen Windpocken mit einer schweren Infektion und dem Risiko von Folgeschäden auftreten. Erkrankt die Schwangere im letzten Drittel der Schwangerschaft, besteht für sie ein erhöhtes Risiko für eine lebensbedrohliche Lungenentzündung.

Ansteckung: Bei dieser Tröpfcheninfektion beginnt die Ansteckungsgefahr einige Tage vor Auftreten der Bläschen und endet, wenn die Pusteln eingetrocknet sind.

Falls sich die Schwangere oder deren Eltern nicht an eine durchgemachte Windpockeninfektion erinnern, ist es ratsam, die Immunitätslage gegenüber Varizellen abzuklären und Kontakt mit an Windpocken erkrankten Kindern und Erwachsenen zu meiden. Der Erkrankung kann durch die rechtzeitige Gabe eines Immunglobulins in ca. 50% vorgebeugt werden.

Empfehlenswerte Laboruntersuchungen: Impftiter; Varizellen-Ak | Infektionsserologie; Varizellen-IgG/M-Ak

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Er berät Sie gerne.

(M. Muffin)


REVE Kontaktdaten

Speichern Sie unsere Kontaktdaten auf Ihrem Smartphone und Kontaktieren Sie uns per WhatsApp externer Link