Unerfüllter Kinderwunsch – Wenn der Nachwuchs ausbleibt

27. Mrz 2013 | Familie & Freizeit

Ausbildung, Studium, Beruf. Es gibt viele Gründe, warum sich eine wachsende Zahl von Paaren den Kinderwunsch erst spät erfüllen möchte. Doch ab dem 35. Lebensjahr sinken die Chancen auf Nachwuchs. Was tun, wenn sich die ersehnte Schwangerschaft nicht einstellt?

fertilitaets-check-berlin © Fotolia.com

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Kinderlachen öffnet Herzen. Auch Nathalie und Frank S. sehnen sich danach, in das fröhliche Gesicht ihres Kindes zu blicken. Doch obwohl Nathalie S. die Verhütungsmittel bereits vor Monaten abgesetzt hat, will es mit der Schwangerschaft nicht klappen. Ein Problem, unter dem eine zunehmende Zahl von Paaren leidet. Zwar entscheiden sich einige junge Menschen in den Industrienationen derzeit gegen ein eigenes Kind, dennoch wünscht sich die Mehrzahl immer noch Nachwuchs. Viele wollen sich den Kinderwunsch allerdings erst spät erfüllen. Die Gründe dafür: Ausbildung, Studium, Einstieg in das Berufsleben – dicht gedrängt in den Jahren des jungen Erwachsenenlebens. Sozialforscher sprechen in Bezug auf die Jahre zwischen 20 und 40 bereits von der "Rushhour" des Lebens. Das Problem dabei: Die "biologische Uhr" tickt. Ab dem 35. Lebensjahr sinken die Chancen auf eine Schwangerschaft, gleichzeitig steigt das Risiko von Fehlgeburten oder Fehlbildungen des Kindes. Dies führt bei vielen Frauen zu einem starken inneren Druck. Wenn sich die Schwangerschaft in den ersten Monatszyklen nicht einstellt, wird die Beziehung zum Partner oft auf eine harte Probe gestellt. Als weitere psychisch belastende Momente können die Erwartungshaltungen von Eltern und Freunden hinzukommen. Auf diese Weise kann sich ein Teufelskreis bilden. Deshalb sollten Paare gerade in dieser Situation gelassen bleiben.

Ungewollt kinderlos?

Zunächst gilt: Auch bei Paaren ohne Zeugungseinschränkung beträgt die Wahrscheinlichkeit für den Eintritt einer Schwangerschaft nur rund 30 bis 35 Prozent pro Monat. Das schließt den Erfolg gleich im ersten Zyklus nicht aus, doch spricht man von ungewollter Kinderlosigkeit frühestens nach einem Jahr. Erst dann sind, statistisch gesehen, 85 bis 90 Prozent der Frauen schwanger geworden. Viele Frauen glauben, dass die jahrelange Einnahme der Pille einen negativen Einfluss auf die spätere Empfängnis ausüben kann. Dies konnte jedoch wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden. Medizinisch schwer zu beweisen, aber immer wieder beobachtet wird dagegen ein Zusammenhang zwischen psychischem Druck und dem Ausbleiben der Schwangerschaft. Die enge Verbindung zwischen unserem Hormonhaushalt und unserem psychischen Wohlbefinden ist seit langem bekannt – und zwar bei beiden Geschlechtern. So kann auch bei Männern beobachtet werden, dass die Qualität der Samenflüssigkeit unter Stress rapide abnimmt. Stress bedeutet in diesem Zusammenhang übrigens nicht nur berufliche Belastung. Wenn sich die Schwangerschaft nicht gleich einstellt, kann gerade der wachsende Kinderwunsch zu einem psychischen Stressfaktor werden. Was tun, wenn sich der Nachwuchs auch nach einem Jahr nicht ankündigt? Im Normalfall führt der erste Weg zum behandelnden Frauenarzt. Dieser führt zunächst die allgemeine gynäkologische Diagnostik durch. Gleichzeitig sollte auch die Fruchtbarkeit des Partners untersucht und ein sogenanntes Spermiogramm erstellt werden. In einem ausführlichen Gespräch können zudem mögliche nichtanatomische Ursachen entdeckt werden: Zu diesen Risiken zählen neben Alter und Stress auch starkes Unter- oder Übergewicht (auch der Fettstoffwechsel ist direkt mit dem Hormonsystem verbunden), Umgang mit Giftstoffen, starker Zigaretten- oder Alkoholkonsum sowie die Einnahme von Aufbausubstanzen wie Anabolika, die beim Mann eine Rolle spielen können.

Medizinische Unterstützung

Keinesfalls müssen Paare bei unerfülltem Kinderwunsch sofort an die Notwendigkeit einer künstlichen Befruchtung denken. Die Diagnoseuntersuchungen können dem behandelnden Gynäkologen Wege aufzeigen, wie sich eine Schwangerschaft mit möglichst geringem Aufwand doch noch einstellen kann. Im Fall einer nur geringen Hormoneinschränkung der Frau und bei unauffälligem Spermiogramm des Mannes kann der Zyklus medikamentös unterstützt werden. Man spricht dann von einer "konservativen Therapie". Der gezielte Geschlechtsverkehr sollte dabei nach Ultraschallkontrolle zum optimalen Zeitpunkt erfolgen.

SO SORGT IHRE ÄRZTIN/IHR ARZT FÜR KLARHEIT

Die Ursachen für ungewollte Kinderlosigkeit können vielfältig sein. Deshalb gehören zur ärztlichen Diagnostik von Anfang an mehrere Aspekte:

  • ausführliche Krankengeschichte
  • Ultraschalluntersuchung der weiblichen Geschlechtsorgane, um anatomische Auffälligkeiten auszuschließen
  • aktuelle Hormonanalyse, die auch die männlichen Hormone und die Schilddrüsendiagnostik umfasst
  • ggf. ein Zyklusmonitoring
  • ggf. eine Überprüfung der Eileiterdurchgängigkeit
  • ausführliches Spermiogramm nach Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation

Bei leicht eingeschränktem Spermiogramm kann bei einigen Gynäkologen oder einem etablierten Kinderwunschzentrum eine sogenannte intrauterine Insemination (IUI) durchgeführt werden. Dabei wird die Samenprobe des Mannes im Labor aufbereitet und anschließend mit Hilfe eines dünnen Katheters in die Gebärmutter der Frau eingespült.

Durch diese Technik wird der Weg der Spermien zur Eizelle verkürzt. Allerdings eignet sich diese Therapie nicht für alle Paare, und nur rund 10 bis 15 Prozent der auf diese Weise behandelten Frauen werden schwanger. Bei größeren Einschränkungen der Fruchtbarkeit bei einem der beiden Partner oder wenn der Erfolg auch nach mehr als einem Jahr ausbleibt, sollte ein Kinderwunschzentrum aufgesucht werden. Dabei handelt es sich um spezielle Praxen und Institute, die sich intensiv mit dem Thema ungewollte Kinderlosigkeit beschäftigen.

Viele Paare, die zum ersten Mal eine solche Einrichtung betreten, glauben in einer ganz besonderen Situation zu sein – und wundern sich, wie viele Paare außer ihnen betroffen sind. Man schätzt, dass in Deutschland rund 1,5 Millionen Paare aus medizinischen Gründen ungewollt kinderlos bleiben. Nicht jedes von ihnen sucht den Kontakt zu einem Kinderwunschzentrum, doch kamen beispielsweise im Jahre 2003 insgesamt 2,6 Prozent aller Kinder nach reproduktionsmedizinischen Maßnahmen zur Welt. Eine mögliche Therapieform stellt die sogenannte "künstliche Befruchtung" dar, die auch als In-vitro-Fertilisation (IVF) bezeichnet wird. Bei dieser Behandlung werden der Frau Hormone verabreicht, die zum Heranreifen mehrerer Eizellen führen.

Diese werden durch einen kleinen Eingriff entnommen und im Labor mit den Spermien des Partners befruchtet. Nach wenigen Tagen werden maximal zwei Embryonen in die Gebärmutter gesetzt. Die Erfolgsrate dieser Methode entspricht mit ca. 30 Prozent etwa der Erfolgsrate der natürlichen Empfängnis. Sollte der erste Versuch negativ enden, dann kann die Therapie gegebenenfalls wenige Monate später wiederholt werden. Nach drei bis vier Versuchen sind dann in der Regel 50 bis 60 Prozent der Patientinnen schwanger geworden. Die Chance, dieses Ziel zu erreichen, ist allerdings von vielen Faktoren abhängig, allen voran vom Lebensalter der Frau. Nach dem 35. Lebensjahr verringert sich die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zunehmend, was auch durch die Maßnahmen der künstlichen Befruchtung nicht ausgeglichen werden kann.

"Fertilitäts-Check" gibt Klarheit

In der Bevölkerung wird die sogenannte Fertilitätsreserve, also die Möglichkeit, in höherem Alter schwanger zu werden, oft überschätzt. Doch bereits ab 30 Jahren ist es für viele Frauen nur mit Hilfe der Reproduktionsmedizin möglich, Nachwuchs zu bekommen. Der Rückgang der Fruchtbarkeit (Fertilität) ist in erster Linie die Folge der altersabhängigen Abnahme der Eizell-Reserve. Weitere Risikofaktoren, wie Übergewicht oder starkes Rauchen, reduzieren darüber hinaus die Erfolgsaussichten.

"FERTILITÄTS-CHECK" – FRUCHTBARKEIT MESSEN

Die "Fruchtbarkeitsreserve" der Frau kann relativ einfach gemessen werden: Das Anti-Müller-Hormon (AMH), das bei Frauen in den Follikeln der Eierstöcke gebildet wird, dient als primärer Marker. Von der Geschlechtsreife bis zu den Wechseljahren sinkt der AMH-Spiegel beständig. Die Verminderung der sogenannten Follikelreserve, also das "Altern" der Eierstöcke, hat eine besonders große Auswirkung auf die Fruchtbarkeit. AMH ist nach heutigem Wissensstand im Gegensatz zu anderen in Frage kommenden Hormonen weitgehend unbeeinflusst von der Zyklusphase der Frau oder der Einnahme der Pille. Frauen mit generellem Kinderwunsch sollten im Alter von 20 bis 30 Jahren das AMH bestimmen lassen, um rechtzeitig zu erkennen, wann die Fruchtbarkeit drastisch abzunehmen beginnt, Ergänzend dazu kann durch eine Ultraschalluntersuchung die Follikelanzahl ermittelt sowie das follikelstimulierende Hormon (FSH) bestimmt werden. Die Kombination dieser drei Untersuchungen, der sogenannte "Fertilitäts-Check" liefert eine zuverlässige Bestandsaufnahme der individuellen Fruchtbarkeitsreserve.

Die Gynäkologin oder der Gynäkologe hat die Möglichkeit, mit Hilfe einiger Untersuchungen die Fertilitätsreserve abzuschätzen. Wie bei vielen körperlichen Steuerungsprozessen nehmen die Hormone auch bei der Ermittlung der Fruchtbarkeit eine herausragende Stellung ein: in diesem Fall besonders das sogenannte Anti-Müller-Hormon (AMH). Neben AMH als zentralem Marker können eine Ultraschalluntersuchung zur Ermittlung der Follikelanzahl sowie die Bestimmung des follikelstimulierenden Hormons (FSH) weitere Aufschlüsse zur Fertilitätsreserve liefern. Dieser sogenannte Fertilitäts-Check liefert eine zuverlässige Momentaufnahme der individuellen Eizell-Reserve.

Empfehlung: Ermittlung der Fertilitätsreserve bei vorhandenem Kinderwunsch, auch als Verlaufskontrolle möglich, um den "letzten" passenden Moment nicht zu versäumen.

FERTILITÄTS-CHECK

Bestimmung des Anti-Müller-Hormons (AMH) und des follikelstimulierenden Hormons (FSH), Ultraschalluntersuchung (Follikelanzahl)

Stichwort für ihr Arztgespräch: Fruchtbarkeit, Fertilitätsreserve, Anti-Müller-Hormon

(Autor: M. Muffin)


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